Freitag, 15. Oktober 2010

BumBumBum

Zurück in der Stadt. Nicht dass ich jetzt vorher nicht in der Stadt gewesen wär. Nein. Nein. Da denkt Ihr schon falsch. Natürlich auch. Aber nur unter anderem. Und wie der Japaner den Sommer mit dem 31. August für absolut beendet erklärt, so muss auch der hartgesottenste Europäer irgendwann den Wunsch nach weiterer Besteigung von hohen Bergen einbetonieren. Sozusagen. Denn auch in Japan ist es langsam aber sicher ein bisserl kühler geworden.... Angenehme 24°. Spülen frische Luft durch die Straßen. Man entdeckt erneut die Lust. An der Stadt. Und fängt wieder an zu streunen. Man hat ja auch hier keine Konkurrenz. Beim Streunen. Weder Hunde noch Katzen gibts hier so wirklich. Zumindest keine streunenden.
Und eins ist mir gleich aufgefallen. Jetzt. Da wo die frische Luft da. Da ist natürlich auch die Erkenntnis wieder deutlich vereinfacht. Da arbeitet der Kopf wieder besser. Aber mein ich gar nicht. Denn besonders bedenklich jetzt eins. Vorher bin ich durch die Stadt gefahren und hab mir gedacht, der Pulsschlag den ich hör und spür. So bumbumbum, dauerhaft, oder eher so ein Surren, Brummen, Pulsieren. Jedenfalls. Ich hab das ja immer auf die Hitze geschoben. Weil jeder Blick in den Spiegel hat mir bewiesen. Der rote Kopf kann net gsund sein und die Hitzn ist für den weißgsichtigen Nordeuropäer einfach net gmacht. So hab ich gedacht, das bumbum im Kopf. Woher auch sonst. Sozusagen eigener Metabolismus. Aber ganz ehrlich. Jetzt wo es so schön kühl ist, ist das bumbumbum immer noch da. Und definitiv nicht im Kopf. Da hab ich mir gedacht. Hast doch Recht gehabt. Die ganze Stadt ein Lebewesen. Und der Metabolist hat mir wieder seine Arme entgegengestreckt. Und sein häßliches Invadergesicht gezeigt. Denn das kommt schon alles zusammen. Die Stadt die lebt. Sich verändert. Pulsiert. Ein eigener Stoffwechsel. Aber nicht so. Wie man das denkt. Und die Gebäude. Die sind nicht immer das, was Sie sein wollen. Oder sollen.
Und immer das Gefühl. Das unterschwellige. Das Brummen. Das Rauschen. Das bumbumbum. Diese Stadt. Diese Gefühl. Da ist doch wer. Oder was.











Und dann noch dieser Himmel wenn man mal aus dem Balkon schaut... des is ein Wahnsinn manchmal... direkte Landung. Versteckt durch die Wolken.


MannMann. Ob Dir dieses Land gut tut? Ich glaub du bist nur noch paranoid, oder?
Ah geh, a geh jetzt aber. Nicht gleich wieder beleidigend werden. Das sind alles rein hochwissenschaftliche Analysen und Beobachtungen. Absolut soziologisch nachprüfbare Erkenntnisse. Kommts vorbei und ihr werdet es schon sehen.
Aber eigentlich wollt ich euch heut noch was über den Prozess erzählen. Den der die Menschen kontrolliert. Der sie zu Maschinen macht. Zu den Sararymen. Zu den Anzug tragenden Massen. Woche für Woche freiwillig 70h in schlecht belüfteten, dunklen Bürogebäuden. Das geht nur, wenn das lückenlos ist. Da im Büro selber, da ist es einfach. Da hat man die Jungs ja unter flirrendem Neonlicht hypnotisiert. Flackern. Nicht nur im Kopf. Aber was ist wenn man Sie doch mal rauslässt. Da ist die Lücke. Da ist das Problem. Lückenlos. Bis in den Schlaf hinein. So muss es sein. Damit es weiter pulsiert. Einheitlich und harmonisch. Jedes Rädchen für die große Maschine. Und nicht plötzlich überlegt. Eigene Rädchengedanken hegt. Keine große Maschine mehr sieht. Harmonie. Der japanische Begriff für Freiheit.
Drei Sachen. Hat er dann im Angebot. Praktisch zur Auswahl für den Sararimann. Meist aber alles drei. Eigentlich immer. Hintereinander. Durchgemischt. Grad wies kommt:
1. Alkohol.
2. Konsum.
3. Digitalität.

So viel anders ist des ja auch net zu uns, oder?
Habts vielleicht recht. Der Invader probierts nur aus hier. Und irgendwann schwappts dann rüber. Übers japanische Meer. Aber irgendwie. Hier ists schon nochmal ganz anders verankert. Kulturell vielleicht. Des lässt sich halt auch net in drei Worten darstellen. Er hats schon irgendwie so ein bisserl erfunden. Der Japaner. Oder der Invader.
Ich fang einfach mal mit Punkt 3 an. Der macht nämlich einen großen Teil von der Vibration aus. Vom unterschwelligen Surren in der Stadt. Und ich meine gar nicht mal die Lichter. Anfangen tuts bei den großen Bildschirmen. Da fahrst durch die Stadt, willst Dir vielleicht nur ein Packerl Kaugummi kaufen und von überall schwallts entgegen. Am extremsten je weiter man reinkommt in die Mitte. Nix so ein kleines Bildschirmerl. Oder ein nettes Flüstern. Nein Lautsprecher. Fassaden von allem rund um den Platz. Akustisch und optisch laut. Nochmal zur Erinnerung ein Foto. Kennt aber eh scho jeder. Alter Hut. Aber wichtig für das Gesamtbild. Shibuya crossing.


Was viel wichtiger ist. Spiele, Spiele, Spiele. Automaten. Hauptsache gewinnen. Ist sonst ja keine Freud, das reale Leben. Nur zwei Beispiele. Obwohl uferlos andere Beispiele vorhanden. Die unglaublich populären. Kransteuern. Damit ich einen total blödsinnigen Gewinn aus einer Maschine krieg. Oder halt auch nicht.
Aber viel besser. Authentischer. Passender. Der Drummer. Warum in einer Band spielen. Warum die Drums in der Realität bearbeiten. Viel besser ist es doch, seine Fähigkeiten an einem Computer auszulassen. Begeistert. Und geschockt. und auf jeden Fall eine Menge Bumbumbum. Ein Einzelbeispiel. Aber schon ein sehr repräsentatives.





Die Nerdisierung der Welt. Das digitale Zeitalter ist und bleibt und überall. Im Zug in der U-Bahn und sowieso. Überall muss es mit. Und sowieso. Handy. Spielekonsolen. Nur noch in kleine Kästchen starren. Sozialleben findet digital statt. Und ja keine Sekunde ohne. Kontrolle. Der Rhytmus muss pulsieren.









Die schlimmste der Formen. Fehlt noch. Digitale und akustische Verblödung gleichzeitig. Glücksspiel ist gesetzlich verboten sagt der Japaner. Glücksspiel gibt es nicht. Sagt er. Aber nicht das es da nicht Auswege gäbe. Anstatt Geld spielt man um silberne Kügelchen. Die kann man dann Eintauschen. Gegen Geschenke. Und die Geschenke kann man eintauschen. Gegen Geld. Sowas. Aber KEIN Glücksspiel. NeinNeinNein! Und auch kaum verbreitet. Nur in jeder größeren Stadt. So über 10 Einwohner. Und da an jeder Ecke. Und immer voll. Mit Schlangen vor den Türen an jedem Morgen, die auf Einlass warten. Der Name. Pachinko. Wie das Geräusch der Kugeln. Paching Paching Paching. Auch Slot genannt. Von außen häßlich. Schreiende Reklame. Man öffnet die Tür. Es ist verraucht. Es stinkt. Es ist voll. Und es ist laut. Alle Maschinen auf Anschlag der Lautstärke. Ohrenschmerzen nach 5 Sekunden Aufenthalt. Und immer voll. Hier wird Kontrolle gelebt. Hier wird der letzte freie Gedanke getötet. Nach kurzem Blick rauscht es in den Ohren. Bumbumbum. Diesesmal ist es das Blut in meinem Kopf.







Hui. Das hört sich alles ganz schön verrückt an. Für heute reichts uns mit deinen Kontrollphantasien!
Ok. Die weiteren Punkte beim nächsten Mal. Entkommts mir nicht. Müssts ja auch net lesen. Man will ja oft auch gar net wissen. Und is ja weit weg von daheim. Und ihr seid euch ja soo sicher, dass es bei uns anders ist. So sicher. Isses auch. Aber nicht alles.
Jetzt dafür noch ein eigenes kleines Kuriositätenkapitel. Sumo.


Sind das nicht diese dicken Männer, die auf den Boden stampfen?
Richtig. Bumbumbum. Dreimal ordentlich gestampft. Vor jedem Kampf. Oder auch öfter. Immer aber ordentlich dick. Dicke Ringer. Richtig dicke Ringer. Live und in Farbe. Und richtig dick. Einen ganzen Tag. Und jeder Kampf nur wenige Sekunden. Die Originalen. Die mit dem Salz schmeissen.
Der mit dem hübschen weißen Laiberl ist übrigens der Yokozuna. Seines Namens Hakuho.















In diesem Sinne auf ein fröhliches "serokirokarorie"!