Sonntag, 5. September 2010

Space Invaded

Es ist heiß. Richtig heiß. Richtig schwül und richtig heiß. Und ich sag Euch. Da ist der Kopf nicht mehr was der Kopf mal war. Da ist immer die Diskrepanz. Zwischen Sehen. Und Wahrnehmen. Und Ihr wisst ja auch, die Erkenntnis, die Erkenntnis, die kommt immer erst dann wenn alles viel zu spät.

Ists bei Euch denn so heiß? Und welche Erkenntnis denn eigentlich?
Ja heiß. Und Erkenntnis. Das gehört alles zam. Das habt Ihr schon richtig erkannt. Der Europäer ist ja nix gewöhnt von wegen 38° und 105% Luftfeuchtigkeit. Da dauerts eben mit Erkenntnis. Manchmal bis zu Wochen. Was sag ich Monaten. Dabei könnt er sich ja mal ein Beispiel nehmen. Am Japaner. Der Japaner ja, der weiß wies geht. Hat das jahrhundertelang trainiert. Aushalten bei Hitze. Weswegen er sich auch nur Betonholzpapierhüttchen baut. Und da drin wirds dann mörderisch heiß. Dann schaltet er die Klimaanlage an. Damits in der Straße noch heißer wird. Heiße Winde wie in der Gobi. Aber andere Geschichte. Die japanischen Taktiken zur Hitzbekämpfung lesen sich sehr einfach.
1. weniger schwitzn als Europäer
2. trotzdem immer ein Schweißhandtuch dabeihaben und sich ständig damit überall rumwischeln
3. dauerhaftes immerwiederholendes Atsuizischeln...atssssuiiidesssneeee atssssuineee. (ist es heut nicht wieder heißsssss... so heißsss... ja heißsßsßsss)
4. Klimaanlagen. Klimaanlagen. Klimaanlagen. Und möglichst nicht draußen sein, weil ja heißer Wind. Von den Klimaanlagen...

Ja und welche Erkenntnis führt dazu? Dass die Japaner keine Häuser isolieren können und nur Papierhütterl bauen? Des wussten wir vorher schon.
Folgendes. Erst einmal. Hier ist so heiß, da fühlst du die Luft. Kannst du schneiden mit einer Stihl Motorsäge aber helfen tuts dir nix. Des ist wie sich durch einen frisch gekochten Vanillepudding hindurchwuzeln müssen. Ich mein. Totale Stadtinvasion. Stadtraum gefüllt bis obenhin mit gekochtem Vanillepudding. Sozusagen Urban Space Invasion. Und dann eben auch der Kopf. Vanillepudding. Ich weiß ihr sagt jetzt lecker, besonders die Haut, aber eigentlich wenns euch ehrlich seids, Vanilleeis ist doch besser. Jedenfalls. Die Erkenntnis zeichnet sich bei diesen Bedingungen viel eher als Nichterkenntnis ab. Beziehungsweise das Sehen. Aber absolut nix verstehen.
Das ist so. Schaut ihr mal meinen zweiten Blogeintrag an dann erzähl ich euch da lang und breit was von den Metabolisten und pi und pa und po. Dabei. Raumschiff. Ganz klar und eindeutig. Und die Leute hier. Sowas von Zombies. Kann nicht normal sein. Laufen dir jeden Tag über deinen Weg, diese Wusler.
Aber jetzt erstmal. Von vorn ists immer besser. Wenn man weiß, wie man zur Erkenntnis kam. Dann versteht man vielleicht auch die Erkenntnis besser. Wie Schuppen. Von den Augen nicht von den Haaren.

Wenns nämlich heiß ist, dann muss man raus. Aus der Stadt. Weg vom Pudding. Je nach Erfrischungszustand dann auch Gehirn- und Erkennenstätigkeit deutlich verbessert. War schon so mit dem Beton. Damals in Okinawa. Aber ganz ehrlich. Auch das funktioniert net immer. Auch aufm Berg hast nicht immer klare Heit. Trotz 3033m und kalten Nächten. Doch eher Nebel. Wenn auch schön. Aber für den Kopf noch keine freie Sicht. Denn das mit dem Beton des wusst ich ja schon vorher. Allerdings so extrem. Lange nicht gesehen. Ganze 200m Wand einbetoniert damit ja kein Steinderl net nauskann. Sieht man sehr häufig hier. Ein bisserl verruckt schon.





Ich warte immer noch auf die bahnbrechende neue Erkenntnis... Du brauchst immer so lang bis du mal zum Punkt kommst?
Und Ihr seid immer so ungeduldig.
Also Folgendes. Hab ich mir gedacht, zumindest vielleicht unterschwellig. Wenn der Berg nicht zur Erkenntnis führt, dann muss der Prophet eben ans Meer fahren. Weil ich muss ja zugeben, dass der Prophet, also in diesem Falle ich, nicht bewußt ans Meer gefahren ist. Zur Erkenntnis mein ich. Weil ans Meer fährt man halt einfach so. Und weils eine frische kleine Insel ist. Weg von Tokyo, weg vom Vanillepudding. Also Niijima. Surfboard, Zelt und Freundin in den Rucksack. Leben was willst du mehr?





Aber dann eben. Wieder wars der 2. Blick. Strand raufgeschaut, wunderschöne Natur, Strand runtergeschaut.... auch Natur aber auch eben. Eben. Schon ein bisschen Desillusion. Da hat man unzählige Stunden seiner Kindheit damit verbracht es zu verhindern. Alles dafür zu tun damit ja keiner landet, nicht nur für den Highscore und so. Und dann so was. Direkt. Offen. Für alle zugänglich und sichtbar. Space Invader.







Und dann halt eben Erkenntnis. Das kommt schnell. Ohne Vorwarnung. Rückblicke der letzten Wochen, Monate, Jahre. Szenen. Bilder. Häuser. Menschen. Erinnerungsfetzen. Der Kopf explodiert in einem Moment. Alles passt zusammen. Fügt sich sozusagen. Irgendwoher muss ers ja haben. Der Japaner. Dieses grandiose Computerspiel. Aber er erfindet nix selber. Sogar des hat er sich aus der Realität abgeschaut. Japan. Space Invaded. Was ein Paukenschlag.



















Zapp. Für eine Sekunde öffnet sich der Vorhang. Und man denkt weiter. Versteht weiter. All diese Massen. Die zur gleichen Zeit aus ihren Löchern durch die Straßen kriechen. Leere Blicke. Uniformierte Zombies. Alle in Anzügen. Sie strömen wie gesichtlose Sklaven ihrer selbst durch die morgendlichen und abendlichen stets hell erleuchteten Straßen. Arbeiten, arbeiten, arbeiten, arbeiten. Man kann den monotonen Rhytmus ihres Lebens in Ihren erstarrten Augen fühlen.
Und dann zwischendurch. Manchmal. Einer. Kein leerer Blick. Auf dich gerichtet. Du bist anders. Du bist nicht von hier. Manchmal habe ich Angst.
Und der Nachbar. Der wird auch immer seltsamer.








Noch bin ich meinen Häschern stets entwischt. Noch habe ich keine Notwendigkeit mich freiwillig zu einem gesichtslosen anzugtragenden Salaryman assimilieren zu lassen. Noch habe ich genügend Kontakte in die Heimat, die mich mit Realitätsbezug und Möglichkeiten zum Geld verdienen versorgen. Noch bin ich ein selbständig denkendes Individuum. Noch. Denn der Vanillepudding ist immer noch da. Und kaum ist man zurück in der Stadt. Ist auch viel zu verlockend. Nur ein bisschen hinein in den Pudding. Ein bisschen schlafen. Es ist ja so heißssssss. Mjammjam.

Ich glaub dir ja kein Wort. Ich glaub die Hitze macht dich nur ein bisschen deppad im Kopf. Wie wärs denn mit ein paar Kuriosiäten zum Abschluss?
Ihr werdet es schon noch sehen. Wenn euch plötzlich eure Sony Playstation angreift oder euch eure Nintendo Wii zu ungewollt erhöhter Bewegungsaktivität (Flucht) verhilft. Ihr werdet noch an meine Worte denken, wenn sich eure längst tief vergrabenen und vergessenen Tamagochis aus euren Handtaschen herausbewegen um nach noch mehr Essen zu verlangen. Ihr werdet noch wünschen mir geglaubt zu haben, wenn Ihr merkt wie Ihr langsam aber sicher selbst verwandelt werdet, aber kein Weg mehr zurück ist. Ihr seid alle kleine Salarymen. Wir sind alle kleine Salarymen. Ihr werdet noch an diesen Blog zurückdenken...

Derweilen aber für das Kuriositätenkabinett. Wobei ganz ehrlich. Die Hälfte von den Sachen hier, hätte ich auch mal locker unter der Rubrik: "Beweis für die oben beschriebene Erkenntnis!" unterbringen können.
Wunderschöner Blumenschmuck am Pampabahnhof und am Pampamülleimer. Die wunderschön winkende mannshohe Bowlingstatue. Der wunderschön hell erleuchtete Comiclaster. Leider ohne Sounduntermalung. Der plärrt nämlich nicht nur visuell. Wunderschöne rosarote Elefanten. Und meine heißgeliebten Gullydeckel. Immer wieder anders. Aber immer. Und zwar ehrlich. Wunderschön.




















1 Kommentar:

  1. na du, invader aus Bayern! wann schreibst du wieder?
    wir haben Durst auf neues.

    ciao,
    die Portugiesin
    (die letzte Woche am Strand war und jetzt in Berlin friert...)

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